Die chronische Niereninsuffizienz (CNI) betrifft in erster Linie ältere Tiere über 10 Jahren. Es kann aber auch jüngere Tiere betreffen, deren Nieren eine Vorschädigung haben oder Katzen mit einer rasseabhänigen Disposition.
Bei bestimmten Rassen , wie bei der Perserkatze, der Abessinier, der Main Coon oder der Siamkatze treten Nierenerkrankungen gehäuft auf. Auch eine zu proteinreiche Fütterung kann auf Dauer die Nieren schädigen.
Die Niere hat neben der Ausscheidungsfunktion noch andere Aufgaben, wie die Regulation des Elektrolythaushaltes, des Säure-Basen-Haushaltes, des Blutdruckes, der Blutbildung und der Synthese von Vitamin D.
Die CNI ist ein schleichender Prozess, der leider klinisch erst auffällig wird, wenn bereits über 75% der Niere ihre Funktion verloren haben.
Die häufigsten Anzeichen sind vermehrtes Trinken und vermehrtes Harnabsetzen. Die meisten Tiere magern immer weiter ab bei normalem oder vermindertem Appetit. Das Fell wird struppig und stumpf. Bei fortgeschrittenem Verlauf kommt es zu Erbrechen und Inappetenz. Die Tiere werden unsauber und Entwickeln einen beißenden Geruch aus dem Maul.
Bei der Palpation durch den Tierarzt sind die Nieren häufig auffallend klein und höckrig.
Zur Abklärung der Diagnose sind mehrere Schritte notwendig. Die klinische Erscheinung der Katze und der Palpationsbefund der Nieren sind bereits richtungsweisend. Um den Grad der Erkrankung einschätzen zu können wird eine Blut- und eine Harnuntersuchung empfohlen. Außerdem können die Veränderungen an der Niere durch bildgebende Diagnostik, wie Ultraschall und Röntgenuntersuchung abgeklärt werden.
Bei der Blutuntersuchung sind neben den klassischen Parametern, wie Kreatinin und Harnstoff auch die Verschiebung der Elektrolyte und der SDMA wichtig. SDMA ist ein relativ neuer Parameter, der bereits ab einer Nierenschädigung von ca.40% erhöht ist, während Kreatinin und Harnstoff erst bei 75% Schädigung erhöht sind. Auch die Ausscheidung von Proteinen über den Harn ist ein wichtiger Indikator um den Grad des Nierenschadens eingrenzen zu können. Vereinfacht gesagt ist die Prognose für das Tier umso schlechter, je mehr Protein über den Harn ausgeschieden werden.
Der therapeutische Rahmen ist immer abhängig vom Grad der Schädigung aber beinhaltet in der Regel eine spezielle Diät, die entsprechend Protein- und Phosphor-reduziert ist, um die Niere zu entlasten. Es sollten Medikamente gegen das Erbrechen und die Übelkeit eingesetzt werden. Des weiteren stehen ACE- Hemmer zur Blutdrucksenkung zur Verfügung. Außerdem ist die Regulation des Elektrolythaushaltes durch Infusionen oder orale Gaben wichtig. Eventuell muss auch das Vitamin D substituiert werden. Bei sehr dehydrierten Katzen kann noch ein Flüssigkeitsausgleich über Infusionen versucht werden. Eine erkrankte Katze sollte relativ engmaschig Blut- und Harnuntersuchungen unterzogen werden, um zum einen den Therapieerfolg zu kontrollieren, aber auch um auf eventuelle Verschlechterungen rechtzeitig reagieren zu können.
Grundsätzlich ist die mittlere Überlebenszeit immer sehr vom Grad der Schädigung abhängig und von der frühzeitigen Diagnose.
Es ist anzuraten ältere Katzen genau zu beobachten und ein bis zweimal im Jahr dem Tierarzt vorzustellen. Eventuell sogar einmal im Jahr ein Blutbild anfertigen zu lassen, bevor oben genannte Symptome auftreten, um rechtzeitig noch eingreifen zu können.